Rippenbruch ist kein Beinbruch


Bei schönem Wetter geht es guten Mutes los...
Bei schönem Wetter geht es guten Mutes los...

Geplant waren für dieses Jahr eigentlich die Ostfriesischen Inseln, aber für unsere erste Woche waren mehrere Tage mit Starkwind aus Südwest vorhergesagt. Nicht das, was eine entspannte Wattenmeerfahrt erlaubt hätte, wir wären wohl mehrere Tage in einem der Inselhäfen eingeweht. 

 

Wir entschieden uns also kurzfristig in die Ostsee zu fahren und die starken südwestlichen Winde zu nutzen, um unter Landschutz dicht an der jütländischen Küste soweit wie möglich nach Norden zu segeln. Ein Ziel war der Vejle Fjord, den wir bisher immer liegen lassen mussten. Jedes Jahr fahren wir mit dem Auto zweimal über die hohe Vejlefjord-Brücke und schauen sehnsüchtig herab auf den schönen Fjord. In diesem Jahr wollten wir die Gelegenheit nutzen, und ihn vom Wasser aus besuchen. Vielleicht würden wir es ja wieder nach Anholt schaffen. Aber es kam dann doch etwas anders…

Ob wir uns besser hierfür entschieden hätten?
Ob wir uns besser hierfür entschieden hätten?

Samstag 24 Juli

Nachmittags geht es mit ablaufendem Wasser, wenig Wind und Hitze Richtung Glückstadt. In der Südzufahrt zur Glückstädter Nebenelbe stand drei Stunden vor Niedrigwasser noch genug Wasser, so dass wir durchrutschen konnten. Leider versandet der südliche Bereich immer mehr, so dass man bei Niedrigwasser als Kielschiff schon Probleme bekommen könnte. Ein wunderschöner Sommerabend vor Anker hinter der Rhinplate mit Blick auf die Elbe.

Sonntag 25. Juli

Mit ausgebaumter Genua geht es kurz nach sieben bei SO 4-5 und schnell ablaufendem Wasser elbab, Polly läuft wie auf Schienen fast 10 kn. Ich bin unter Deck, als es plötzlich querab der Störmündung rumpelt wie auf der Kegelbahn, steuerbord von vorne nach hinten. Ich stürze an Deck, um zu sehen was wir überfahren haben: im Kielwasser wird achteraus eine gelbe, etwa fußballgroße Boje durch die starke Strömung fast unter Wasser gedrückt; aus der anderen Richtung war sie gar nicht zu erkennen. Zum Glück war sie zu klein, als dass sie Polly´s Rumpf irgendwelchen Schaden zufügen konnte. Welche Spuren sie hinterlassen hat, haben wir nach dem Slippen gesehen: keine.

 

Vor der Schleuse Brunsbüttel müssen wir eine Stunde warten, dann geht es schnell zum Gieselaukanal, wo wir einen sehr schönen Abend verbringen.

Montag, 26. Juli

Um 9 geht es los durch den Kanal Richtung Kiel. Am Warteschlengel in Holtenau treffen wir einen Kollegen vom WSA Cuxhaven, der auch mit seinem Boot unterwegs ist. Kurz danach wird Sabine zur Schleusenschwimmerin: sie fällt beim Versuch Polly festzubinden vom rutschigen Schwimmsteg ins Wasser. Ihr ist nichts passiert und da es sommerlich warm ist, muss sie noch nichtmal sehr frieren. 

 

Wir laufen wie immer Strande an, um am Strand etwas zu trinken und auch Diesel zu bunkern. Diesmal sind alle Schilder auf rot, es ist kein einziger Platz frei. In unserer Not machen wir an einem roten Platz fest. Nach einigem hin- und her bekommen wir vom Hafenmeister das OK, dort bleiben zu können. Also entspannen wir uns bei Bruno´s in der Strandbar bei Bier und Wein. Gegen 22:00 fegt eine Gewitterfront über Strande, wie wir sie noch nie erlebt haben. Im Sekundentakt erhellen Blitze den Hafen taghell, begleitet von Sturmböen und sintflutartigem Regen. Sicher festgebunden geniessen wir das Schauspiel wie ein Theaterstück und versuchen Fotos und Videos zu machen, was aber nicht wirklich gelingt, da es stockfinster ist, abgesehen von den Blitzen.

Eine Stunde später ging es los...
Eine Stunde später ging es los...

Dienstag, 27. Juli

Am nächsten Morgen gehen wir einkaufen, aber leider gibt es an der Yachttankstelle keinen Diesel, da der Tankwart bei der Freiwilligen Feuerwehr ist und nach dieser Nacht wohl wichtigeres zu tun hatte. Aber wir haben genug Reserven und legen ab Richtung Flensburger Förde. 

 

Ein sehr schöner Segeltag bei südwestlichen Winden 5-6, später Böen 7. Das ist das Wetter weswegen wir jetzt nicht in der Nordsee sind. Querab der Flensburger Förde kurz vor Sonderborg rauschen wir mit 7 kn hoch am Wind durchs Wasser. Nach einigen Wartekreisen vor der Brücke mit gefühlt 100 anderen Booten geht es im Als Sund nach Norden. Am Nordende des Sunds fällt an einer geschichtsträchtigen Stelle vor Sottropskov der Anker. Hier überquerten am 29. Juni 1864 etwa 2500 preußische Soldaten unter großen Verlusten auf beiden Seiten den Als-Sund. So verloren dabei etwa 3000 dänische Soldaten ihr Leben; man kann es sich heute kaum noch vorstellen, zum großen Glück.

 

Wir setzen mit dem Dingi über und erkunden den Wald, wo sich die Truppen vor 157 Jahren sammelten. Bis auf ein Denkmal mitten im Wald sind alle Spuren verblichen. Heute steht am Ufer ein nachgebautes Wikinger-Langhaus, das ein echtes Wikingerschiff beherbergt. Während wir unseren Anker fallen lassen, rudern die Nachfahren der Wikinger mit diesem originalgetreu nachgebauten Boot den Als-Sund herunter.

Mittwoch, 28. Juli

Bei SW 5-6 segeln wir den Als Fjord nach Norden. Wie auf Schienen geht es weiter den kleinen Belt hoch durch den engen Arosund, durch den ein Strom geht, der Tidengewässern zur Ehre gereichen würde. Zm Glück setzt er nordwärts und kompensiert die kurze Flaute. Als wir im Faenosund die Snevedingen, die „Stromschnellen“ (die engste Stelle des kleinen Belt bei Middelfart) erreichen, brist es nochmal unangenehm auf und es kommt Regen hinzu.  Der Rundhafen von Middelfart ist bis auf den letzten Platz besetzt, aber wir finden etwas weiter nördlich in Strib einen guten Platz. Bis auf den guten Hafen und den Leuchtturm, da wo der Kleine Belt in den Kattegat übergeht, hat der Ort nicht viel zu bieten. Der Supermarkt liegt einen halbstündigen Fußmarsch entfernt, aber wir haben Zeit. Den nächsten Tag wettern wir hier ab, denn es weht mit bis zu 8 Bft. in heftigen Schauerböen. 

Freitag, 30 Juli

Mit dem zuverlässigen Südwest Stärke 7 geht es doppelt gerefft in den Kattegat. Ziel ist die Sanddüne bei Hvidbjerg Strand im Vejlefjord, unterhalb der man bei dieser Windrichtung perfekt sollte ankern können. Wir kreuzen in den Vejlefjord hinein und nach zwei ruppigen Schlägen fällt unterhalb der Düne der Anker. Baden fällt leider ins Wasser, denn überall treiben Feuerquallen mit ihren meterlangen Nesselfäden. Stattdessen rudern wir an Land und klettern die Düne hoch. Eine schöne und einzigartige Landschaft, und unten im Fjord liegt Polly einsam vor Anker. Ohne die Quallenplage muss dies hier ein kleines Badeparadies sein. 

Samstag, 31. Juli

Nach einer ruhigen Nacht verholen wir um die Ecke, etwa drei Seemeilen weiter westlich nach Brejning. Eine echte Entdeckung! Dieser wunderschön angelegte Hafen liegt am südlichen Ufer des Vejle-Fjordes etwas abseits der üblichen Wege der deutschen Armadas, und ist deshalb selten überlaufen. In der parkähnlichen Landschaft liegen die Kellerschen Anstalten, wo 1899 eine des ersten Wohnheime für geistig Behinderte gegründet wurde, mit allerdings unrühmlicher Vergangenheit: bis 1967 wurden dort Zwangssterilisierungen durchgeführt.

 

Hier verbringen wir zwei entspannte, verregnete Tage, mit Spaziergängen und einer Fahrradtour durch die dänische Idylle und zur benachbarten Andkaer-Bucht. Unter besseren Bedingungen ein wunderschöner Ankerplatz (nomen est omen) mit Blick auf Vejle, nun allerdings wehte es mit 6-7 Bft aus West in die Bucht hinein. Als wir auf unserer Fahrradtour auf die Bucht heruntersehen, müht sich ein kleines Segelboot dort am Holzsteg festzumachen; bei hohen Wellen und im vollen Wind ein schwieriges Unterfangen.

Montag, 2. August

Kurz von 10 legen wir in Brejning ab um die knapp 16 sm nach Juelsminde zu segeln. Die Bedingungen sind perfekt. Das Wetter ist gut und der Wind weht aus West mit 4-5. Es ist eine angenehme Segeltour entlang der jütländischen Küste mit achterlichen Winden nach Juelsminde, wo wir nach etwa 3 einhalb Stunden festmachen. Wir gehen nicht in eine der beiden Marinas, sondern geradeaus in den kleinen Fischerhafen, an die Fischerpier in eine der drei noch freien Boxen. Kurz nach eins mittags gibt es noch Plätze, selbst in einem so beliebten und an der Durchgangsroute gelegenen Hafen wie Juelsminde.

 

Ein freundlicher, lebendiger Hafen, mit jeder Menge Remmidemmi. Wir nehmen unsere Anlegergetränke in einem Restaurant direkt am gerammelt vollen Innenhafen. Zum Supermarkt ist es ein kleiner Fußmarsch, aber den machen wir gerne. Abends gehen wir am Hafen essen, allerdings ist es empfindlich kalt und windig, und schlotternd sitzen wir auf der Terrasse bis unsere Fischgerichte fertig sind. Kulinarisch ist das nicht preisverdächtig, und etwas frustriert ziehen wir uns in die Wärme der Kajüte zurück.

Dienstag, 3 August

Dies ist der Tag, der den weiteren Verlauf der Reise in andere Bahnen lenkt. Beide verletzen wir uns und müssen die Reise abbrechen, bzw. auf schnellstem Weg nach Hause. Aber der Reihe nach…

 

Wir planen heute nach Endelave zu segeln, der Insel mitten im südlichen Kattegat, die die meisten deutschen Segler rechts oder links liegen lassen. Da wollen wir uns endlich mit Otto und Andrea treffen, die ebenfalls in diesem Revier unterwegs sind. Nach dem Frühstück geht Sabine nochmal zum Supermarkt um noch ein paar Sachen einzukaufen, denn in Endelave erwarten wir nur die Grundversorgung. Als ich aus der Dusche komme, steht Sabine mit blutigem Bein, aber vollem Rucksack an der Pier. Beim rübersteigen von Bord auf die asphaltierte Pier stolperte sie und knallte heftig hin; neben dem aufgeschürften Knie ist sie auch auf die Brust geknallt, und hat nun heftige Schmerzen. Was sie nicht von dem Fußmarsch zum Supermarkt samt Einkauf abhielt. Mein Vorschlag, einen Arzt aufzusuchen wurde abgelehnt, und mit Bordmittel verarzten wir die Wunden. Sie könne sich bewegen aber nur langsam und unter Schmerzen. Na gut, wenn es geht, dann los nach Endelave!

 

Kurz vor 11 legen wir ab, und als wir aus dem Hafen auslaufen, kommt uns ein bekanntes Boot entgegen: Die Kathena Nui von Wilfried Erdmann, und wir glauben tatsächlich Astrid und Wilfried im Cockpit zu erkennen.

 

Es wird eine angenehme Schwachwindfahrt bei 3 Bft. Wir umfahren die westlich vorgelagerten Untiefen nördlich, obwohl eine tiefe Rinne direkt zum Hafen führt. Sie ist allerdings spärlich ausgetonnt, und so folgen wir den allermeisten anderen Yachten und der Fähre, die die Insel Endelave mit dem Festland verbindet. Wir kommen um ca. 14:00 an, und in dem kleinen Hafenbecken sind noch einige Plätze frei, die sich in den kommenden Stunden aber schnell füllen. Um 16:00 sind alle Plätze belegt, bis auf die Päckchenplätze im Vorhafen. Wir telefonieren mit Otto und Andrea, die ihre Pläne ändern da sie sowieso erst sehr spät ankommen würden. Wir verabreden ein anderes Treffen.

Wir machen einen langen Spaziergang über die Insel, die dem Klischee eines dänischen Idylls ziemlich entspricht. Stockrosen vor gelb gestrichenen, Patina angesetzten Bauernhöfen neben Wiesen mit Wildblumen und Obstbäumen und einer kleinen gemütlichen Sitzecke aus halb verrosteten Stahlmöbeln. Abends wird es empfindlich kühl und wir ziehen uns in die Kajüte zurück, wo es ein leckeres Essen gibt. 

 

Gegen 22 Uhr werde ich von Sabine gebeten, eine ansehnliche Spinne nach aussen zu geleiten. In der Kajüte hat sie nichts zu suchen. Mit Glas und Postkarte habe ich ein spinnenschonendes Transportbehältnis zur Hand, und schnell befindet sich das Tier in dem kleinen Glas. Ich denke, unterm Steg kann sie sich wunderbar eine neue Existenz aufbauen ohne Menschen zu stören oder von ihnen gefährdet zu sein. Wegen der Kälte war ich in Pullover, Jogginghose und dicken Socken eingepackt. Dann ging ich aufs Vorschiff, mit dem Spinnenglas in einer Hand. Das nächste, woran ich mich erinnere ist, dass ich unter Wasser bin und denke „OK, ich bin ins Wasser gefallen, kein Grund zur Panik, ich muss halt nur auftauchen“. Gedacht, getan. Nun schnell raus aus dem Wasser, links an einer Holzstrebe des Stegunterbaus festhalten, rechts die Festmacherleine von Polly zu fassen kriegen, und mich nach oben ziehen. Im Nu sitze ich triefend und schlotternd auf dem Steg, neben mir das Glas, von der Spinne keine Spur. Ich muss mich kurz sammeln bevor ich aufstehe und zurück an Bord gehe. Bevor ich aufstehen kann ist Sabine da. Sie hilft mir auf und zusammen klettern wir zurück an Bord. Im Cockpit werfe ich meine nassen Klamotten ab und lasse mich in Decken wickeln. Dann sitze ich eingemummelt auf dem Sofa in der Kajüte und das große Schlottern geht jetzt erst richtig los. Jetzt erst merke ich die starken Schmerzen im rechten unteren Brustkorb. Mann, da muss ich mich ja ordentlich irgendwo gestoßen haben! Nach einigen Beruhigungs-Schlücken aus der Weinpulle kämpfen wir uns in die Koje, auch Sabine hat von ihrem morgendlichen Sturz starke Schmerzen beim Umdrehen.

Mittwoch 4 August

Nach einer schwierigen Nacht mit Schmerzen bei der kleinsten Bewegung, an umdrehen ist fast nicht zu denken, geht am Morgen alles eine Nummer langsamer. Meinen Weg zur Dusche lege ich wie in Zeitlupe zurück, ich krieche vorwärts wie ein Hundertjähriger. Beim Frühstück versuche ich die Geschehnisse des Abends nachzuvollziehen. Zwischen dem Gang zum Vorschiff und dem Auftauchen neben Polly habe ich einen kompletten Blackout, ich weiss also nicht wie ich ins Wasser gefallen bin. Angesichts meiner Kampfspuren (große Schürfwunde die sich langsam violett verfärbt), muss ich heftig mit der rechten Seite auf dem Steg aufschlagen sein und mir dabei auch die Schmerzen im Rippenbereich eingehandelt haben. Es kann eigentlich nur so abgelaufen sein, dass ich beim Übersteigen vom Bugkorb zum Steg dort abgerutscht und dann auf den Steg geknallt und ins Wasser gefallen bin. Ein ordentlicher Adrenalinschub hat mir dann wohl beim Hochklettern auf den Steg Flügel verliehen. Jetzt im Hellen ist es kaum vorstellbar, wie man selbst unverletzt da raufkommen soll.

 

Wir haben beide beim Bewegen starke Schmerzen, und so entscheiden wir so schnell wie möglich die Rückreise anzutreten. Auch unter normalen Umständen wäre dies unser nördlichster Punkt gewesen, aber wir hatten eine bummelige Rückfahrt inklusive Abstecher in die Schlei geplant.

Nun aber wollen wir so schnell wie möglich nach Hause. An Segeln ist nicht zu denken angesichts der körperlichen Belastung beim Hochziehen und Bedienen der Segel. Wir sind daher froh über die Windstille, die das südliche Kattegat in eine ölige Fläche unter einem scheckig bedeckten Himmel verwandelt. Laut Vorhersage soll es für die nächsten Tage schwachwindig sein, und wir wollen schnell nach Süden.

 

Das Ablegen klappt mit Hilfe der beiden Nachbarcrews gut, und Polly dampft durch die spiegelglatte See nach Süden. Wir wollen nach Middelfahrt, dort erhoffen wir uns auch schnelle medizinische Hilfe, falls es schlimmer wird. Mittlerweile bin ich sicher dass ich mir eine Rippe gebrochen habe, da ich bei bestimmten Bewegungen ein eigentümliches Knacken in der Brust spüre, das mit einem Schmerzimpuls einhergeht. Na gut, Rippenbruch ist kein Beinbruch, und wenn es nicht schlimmer wird, kommen wir so schon irgendwie nach hause. Zum Glück haben wir Iboprofen 600 an Bord, von denen ich nun eine pro Tag nehme.

 

Die 35 sm schaffen wir locker in knapp über 6 h, sehen dann aber von einem Anlegemanöver ab um etwas weiter südlich im Gamborgfjord vor Anker zu gehen. Ob ein Anlegemanöver schmerzhafter als ein Ankermanöver wäre, sei dahingestellt, aber bei Windstille war das Ankern auf jeden Fall entspannter und wir konnten alles schön langsam machen. Wie wir den Anker wieder hochbekommen sollten, das würden wir am Morgen schon sehen. Und wenn es schlimmer wird, gehen wir dann in den Hafen und rufen ein Taxi zum Arzt, so die Überlegung. Es war ein entspannter und warmer Abend zum Wundenlecken.

Donnerstag 5 August

Ich habe halb aufrecht im Salon geschlafen, das geht besser als mich in der engen Vorpiek herumwälzen zu müssen. Eine angenehme Nachtruhe sieht anders aus, aber es geht, und ich bin am Morgen einigermaßen ausgeruht. Die Schmerzen haben sich nicht verschlimmert auch dank der Tabletten, und so steuern wir Dyvig an, unser nächstes Ziel. Das Ankermanöver dauert lange und Sabine macht die meiste Kurbelarbeit. Vorher musste sie auch tanken, da ich den vollen Kanister nicht heben konnte. 

Nach knapp 5 h bei 3-4 Bft aus Ost und mäßiger Welle kommen wir in Dyvig an und ergattern tatsächlich noch einen Platz am letzten Steg in der Marina am Südufer. Das Manöver gelingt nicht perfekt und ich schaffe es den Pfahl frontal zu treffen, aber er bleibt stehen. Mithilfe der Nachbarcrews machen wir ohne Schäden fest. Hier wollen wir einen Tag Pause machen und etwas Energie tanken. Zunächst aber geht es zum kleinen Shop mit Kro für unser Anlegerbier- und Wein. Am selben Steg fällt uns ein Stander mit bekanntem Muster auf: Bernd und Barbara Schäfer mit ihrem Kajütkreuzer. Wir grillen abends zusammen und bekommen von Bernd Nachschub an Schmerztabletten. 

 

Nach einer durchwachsenen Nacht lassen wir es am nächsten Tag ruhig angehen, und ein Spaziergang zum gegenüberliegenden Dyvig Bro Hafen bringt mich schon an meine Grenzen. Dort liegt eine nagelneue Halberg Rassy 62 oder so ähnlich, die wir ungläubig bestaunen. Aber insgesamt ist es mit den Tabletten auszuhalten, auch wenn mich das Knacken im rechten Brustkorb bei Belastung (z.B. Leinen bedienen) doch etwas nervös macht. Aber wir wollen das Boot nach Hause bringen, und wir sind noch kein Totalausfall. Sabine ist inzwischen schon wieder so fit, dass sie mit einem Leihfahrrad zur Schlossbesichtigung nach Nordborg fahren konnte.

Samstag 7 August

Heute planen wir eine lange Etappe direkt nach Holtenau (50 sm), da ab morgen Starkwind mit Gewittern angekündigt ist. Das möchten wir gerne im sicheren Kanal abwettern. Es wird eine problemlose Motorfahrt bei 3-4 Bft, und die Wellen in der Flensburger Förde sind gnädig. Auch für heute sind Gewitter nicht ausgeschlossen aber wir haben Glück, denn es erreicht uns nur ein Schauer als wir schon in Holtenau festgemacht haben, und am Thiessenkai unser Hafengeld abgeben wollen nebst Anlegerdrinks. Wir sind glücklich vor dem schlechten Wetter am Kanal und somit fast zuhause zu sein. 

Epilog

Nach schnellem Schleusen in Holtenau geht es am Sonntag gegen Regen und Wind 5-6 Bft Richtung Gieselaukanal, wo wir übernachten. Wir werden Zeuge wie ein riesiges holländisches Plattbodenschiff punktgenau in eine Lücke einparkt, vorne und hinten jeweils ein Meter Platz. Mein Lob findet der Skipper wohl eher aufdringlich, und so beobachten wir von gegenüber wie er und seine Frau die Bordkatze auf Steg und Wiese Gassi führen. Auch die Schleusung in Brunsbüttel und die letzten Seemeilen elbaufwärts samt Anleger in Wedel sind problemlos, auch dank Ibu-600. Ich mache noch von Bord einen Termin beim Orthopäden, wo mir am Tag darauf der Rippenbruch mit Röntgenfoto bestätigt wird. Aber da bin ich schon fast übern Berg, und es wird jeden Tag besser.