14. September - Starkwindfahrt nach Anholt

Es sollte abflauen bevor es dann am nächsten Tag auf Sturmstärke aufbriesen sollte. Wir wollten das Wetterfenster für den Sprung nach Anholt nutzen.

 

Als wir aus dem Hafen in das offene Kattegat liefen, wurde mir angesichts der Wellenberge die uns empfingen, doch recht mulmig. Solche Wellen, zu denen man vom Cockpit aus hochschauen muss, hatte ich noch nicht erlebt. Laut Wetterbericht sollten wir nicht mehr als 5 Bft bekommen, aber wir loggten an Bord 6, teilweise 7 Bft wahren Wind.

Polly machte mit Sturmfock und doppelt gerefftem Groß hoch am Wind gute 7 Knoten, und sie schien die Bedingungen locker wegzustecken. Allerdings waren wir mit unseren leichten Regenklamotten binnen kurzem bis auf die Haut durchnässt. Ich verstand nun den Sinn der Offshore-Segelklamotten, für die man einen halben Tausender hinlegen muss; jetzt hätten wir so etwas dringend gebraucht.

Aber wir robbten uns langsam an die Südostspitze von Anholt heran, in der Hoffnung die Insel würde etwas Schutz vor dem WNW-Wind bieten. Aber Wind und Wellen kamen nun direkt aus West, was bedeutete, dass wir die restlichen 15 Seemeilen unter Maschine genau gegenan stampfen mussten. Die Alternative wäre ein abfallen und längeres gegenankreuzen bis in die Dunkelheit gewesen. Immer wieder stampften wir uns im Wellental fest und liefen dann nur noch 1-2 kn; es dauerte immer eine gefühlte Ewigkeit bis Polly wieder Fahrt aufnahm. Nach gut 9 Stunden liefen wir durchfroren aber glücklich im völlig leeren Hafen von Anholt ein.